Reise mit dem Bus nach Mallorca

Veröffentlicht von Heike Rieck am

Ich reise,

Lichtnetze des Erinnerns webend,

Orte berührend

mich und sie erweckend

mit uraltem Gesang

Heike Rieck

Intro

Diese Reise begann mit dem Bild, über das Meer nach Mallorca, zu meiner geliebten Dracheninsel, zu fahren. Ursprünglich war ja vieles anders geplant in meinem Leben, und wir wollten auswandern nach Mallorca. Dafür hatte ich meinen PKW, mit etwas Aufpreis, gegen einen 13 Jahre alten Lieferwagen getauscht vor ein paar Monaten. Doch dann kam alles ganz anders… nur die Fahrt mit der Fähre entsprach meinem ursprünglichen Bild.

So wurde eine wunderbare und magische Reise geboren!

Im Grunde sprach ja viel dagegen, mal eben in diesen Zeiten eine so lange Reise zu machen,

aber mein Herz sprach eine eindeutige Sprache. Also beschleunigte ich mich, baute mit Hilfe von einem Freund ein Dachfenster und ein Solarpaneel auf das Van Dach, ein ehemaliger Flurschrank wurde mit einem Zweiflammer die Küche und ich nahm mein Bett zu Hause auseinander um mir daraus ein neues Bett in den Bus zu bauen. Wirklich nichts war perfekt oder fertig, überall standen Schachteln und Taschen und Boxen, aber das Auto war nochmal in der Inspektion, und ich war bereit, meinem inneren Ruf zu folgen.

Nun sitze ich hier voller Dankbarkeit, und schreibe meinen Reisebericht im mega heißen Bus,

der in der glücklicherweise noch heißen Septembersonne direkt am Meer an der Strasse steht. Das allerbesonderste an dieser Reise war und ist, dass ich überall so herzlich empfangen werde. Wohlwollend und freundlich begegnen mir die Menschen, ob ich nun an der Strasse stehe, an heiligen Plätzen oder am Strand, in der Stadt oder den Bergen bin. Auf der Hinreise bin ich durch Österreich, Italien und Frankreich gefahren, und dort war es ebenso. Alle Wege waren offen, und auf der Fahrt zur Fähre hatte ich ausser den vielen Kaffeepausen in Italien – wow was für ein Genuss, selbst aus dem Pappbecher – und den Übernachtungen nur 3 Ampeln, die den Fluss des Fahrens unterbrachen.

An der Magie der Reise, den Begegnungen mit den vielen besonderen Orten, den Menschen und dem Quellwasser an verborgenen Stellen sehe ich die Tiefe der Übereinstimmung. Es gab auch wenige Momente, wo es nervenaufreibend war, ich gestresst war oder es Missverständnisse gab – das war immer dann, wenn ich aus der tiefen Übereinstimmung herausgefallen war oder es eine Pause brauchte, so wie als mir eine Bremsleitung – zum Glück im Stand – geplatzt war. Ich wurde buchstäblich ausgebremst…

12. September 2021

Heute reise ich den ganzen Tag bis in die Nacht hinein mit der Fähre

von Mallorca nach Frankreich über das Mittelmeer.

Nach wenigen Stunden Schlaf in der Nähe vom Hafen bin ich im Morgengrauen aufgestanden, um mit der rot aufgehenden Sonne am Schiff anzukommen. Dort sitze ich nun an einem riesigen Fenster am Heck und schaue in die Spur, die wir im Licht der Nachmittagssonne über das endlose Meer ziehen. Endlos ist auch die Zeit geworden, das Gefühl von unendlicher Weite breitet sich mit dem beständigen Stampfen der Maschinen wie eine Trance über allem aus. Nur Wellen, Wind, Sonne und Meer wohin das Auge reicht, einige Wolken noch am Himmel, nachdem Mallorca, meine geliebte Dracheninsel, ein beindruckendes Schauspiel zur Abreise mit Blitz, Donner und dem schon seit Tagen erwarteten Regen gab.

Jeden Morgen war ich unendlich dankbar,

dass mir ein weiterer warmer Sommertag von der Insel geschenkt wurde, da auch hier irgendwann Anfang September die Kühle bringende Regenzeit beginnt – und das kann manchmal sehr heftig sein. Haargenau öffneten sich die Wolken für wahre Fluten, als ich mit allen Formalitäten fertig war und im trockenen Bus saß, mit meinem Frühstück staunend auf dem Schoß. Was für eine Ehre, von den Gewitterleuten so verabschiedet zu werden, treue Verbündete in besonderen Momenten wie es mein Abschied von der Insel diesmal ist.

Nach einem Monat, der so durchdrungen war von besonderen Momenten,

dass es sich anfühlt, als wäre ich Jahre hier gewesen, fahre ich zutiefst genährt und erfüllt jetzt über das Meer. Alle Wünsche, die für diese Reise in mir waren, haben sich auf magische Weise erfüllt, egal wie klein oder groß sie waren, bis dahin, dass ich jetzt auf der Fähre an diesem Platz mit dem riesigen Fenster sitze und diesen Blick in die unendliche Weite genieße. Davor habe ich tief und fest geschlafen auf meiner mitgebrachten Matte, die ich wie viele andere einfach irgendwo in einer ruhigen Ecke ausgerollt habe.

Und… last not least, gab es nach der Siesta einen echten italienischen Kaffee am Sonnendeck, die gesamte Catering Crew auf allen Decks ist italienisch…hmmmmm!!! Darauf hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut, zusammen mit meinem mittlerweile gequetschten mallorquinischen Schokocroissant. Eine meiner Leidenschaften gehört den Croissants, und da werde ich mich auf meinem Weg durch Frankreich diesmal genüßlich hingeben… während ich ja auf der Hinfahrt durch Italien an jeder zweiten Raststätte einen Kaffee getrunken habe – einer besser als der andere…

In diesen 11 Stunden Fahrt über das Meer ist soviel Raum zum Da Sein, zum Fliessen lassen und Leer werden.

Wohin mich die Wege nun weiter führen, ist ganz tief in mir vollkommen offen. Mit dieser Reise ist für mich auf meinen Wegen durch Raum und Zeit ein Kreis geschlossen, immer noch staune ich, wie es gelingen konnte, so genau zur verabredeten Zeit in der Drachenhöhle am Weltentor zu erscheinen. Die Tore zum lange verborgenen Wissen, gehütet von den Drachen, in Verbundenheit mit einigen Schwestern zu öffnen. Obwohl sich mir vieles in den Weg warf, habe ich mich unbeirrbar von meinem inneren Ruf leiten lassen, und mein Verstand hat keine Fragen gestellt, sondern mir kreativ geholfen, diese uralten Wege zu finden und diese Reise inmitten der ganzen Umbrüche möglich zu machen.

Ich hätte noch lange dableiben können auf der Insel, soviele Orte die mich noch rufen, soviele Freunde, die ich noch für eine Zeitlang besuchen möchte. Ich werde wiederkommen, denn diese Insel ist der Ort in der Welt, wo ich mich am meisten zu Hause fühle, wo ich mit meinen Füßen die Felsen an den zutiefst vertrauten Orten berühre und einfach alles übereinstimmt. Meine Zellerinnerungen durch die Zeiten, meine Seelenschwingung und die Frequenz der Erde und der Uralten HüterInnen dort. Die Schwingung dort ist durch alle Zeiten bis heute so hoch und fein geblieben, dass es für mich wie ein befreiendes Eintauchen ist – ich bin zu Hause und kann eintauchen, loslassen, und alles strömt.

Jetzt jedenfalls ist es Zeit,

nach Deutschland zurückzukehren und die Schwitzhüttenzeremonien Ende September vorzubereiten. Dann stehen ja bereits allmählich Winter und Regenzeiten bevor, und damit wieder mehr Zeit um drinnen zu sein und an Projekten zu arbeiten. Während ich hier so sitze und schreibe, merke ich, dass das Schreiben ganz schön kurz gekommen ist in diesem Jahr, und ich bekomme richtig Lust, diesen Winter meine Texte zusammenzubringen und neue Entstehen zu lassen – jetzt, wo ich so frei bin. Und dann mal schauen…. Ob ich im Frühjahr mit Freunden, Kindern, Pferden und Wagen nach Italien zu einem neuen Land wandere…